In den 1980-er Jahren gibt es in Frankreich trotz hohem Verbrauch an gesättigten Fetten nur wenige Herzerkrankungen. Als Erklärung steht der hohe Weinkonsum der Franzosen zur Debatte, der sich schützend auf das Herz auswirken soll. Dieses «Französische Paradox» legt den Grundstein zu vielen kontroversen Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Alkohol und Gesundheit. Erlauben die aktuellen Fakten endlich eine klare Beurteilung?
Die 1950-er bis 1980-er Jahre kennzeichnen eine Periode vieler länderübergreifenden Untersuchungen zur Gesundheit der Bevölkerungen. Im Zuge dieser Studien fällt eine sehr geringe Häufigkeit an Herzerkrankungen in Frankreich auf 1. Sie wird ursprünglich als Anomalie bezeichnet, da gleichzeitig die klassischen Risikofaktoren für Herzerkrankungen erhöht sind. Auffällig ist unter anderem der Verbrauch an Fetten und gesättigten Fettsäuren: Er ist ähnlich hoch wie in Ländern mit erheblich höherer Häufigkeit an Herzerkrankungen 2. Damals glauben viele, eine hohe Zufuhr an Fetten und insbesondere gesättigte Fettsäuren erhöhe das Risiko für Herzerkrankungen. Eine hohe Zufuhr dieser Fette bei gleichzeitig geringer Häufigkeit an Herzerkrankungen erschien daher als anormal – obwohl schon damals eine ähnliche Situation bei den Massai in Afrika und Eskimos in Grönland beschrieben war und daher gar nicht anormal war. Trotzdem wird im Jahr 1981 die Anomalie in Frankreich zum «Französischen Paradox» umbenannt 3.
Das «Französische Paradox» verschwindet wieder – oder doch nicht
Die Suche nach den möglichen Ursachen des «Französischen Paradoxes» führt schnell zum hohen Weinkonsum der Franzosen. Denn bereits 1979 beschreibt eine Publikation im renommierten Lancet eine abnehmende Häufigkeit der Todesfälle aufgrund von Herzerkrankungen bei steigendem Weinkonsum, mit der niedrigsten Sterblichkeit bei gleichzeitig höchstem Weinkonsum in Frankreich 4.
Einer der Erfinder des Begriffs des «Französischen Paradoxes» trägt ihn später auch wieder zu Grabe 5,6. Das Paradox sei nicht haltbar, da der Hauptgrund in einer ungewöhnlich restriktiven Handhabe bei der Nennung von Herzerkrankungen als Todesursache in Frankreich läge. Würden in Frankreich die üblichen Kriterien für die Erfassung von Herzerkrankungen systematische Anwendung finden, sei die Häufigkeit der Herzerkrankungen nicht mehr anomal, sondern ähnlich wie in den Nachbarsländern. Das «Französische Paradox» müsse daher verschwinden und der Erfassung von validen Daten mehr Beachtung geschenkt werden.
Aber nur wenige nehmen Notiz von dieser Argumentation und das «Französische Paradox» bleibt bis heute ein beliebtes Diskussionsthema. Die Geschichte zum «Französischen Paradox» ist vermutlich einfach zu schön, um nicht wahr zu sein.
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Quellen