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Vor drei Jahren lässt eine Studie zu den übermässig verarbeiteten Lebensmitteln aufhorchen. Der freie Zugang zu Mahlzeiten aus solchen Lebensmitteln steigert im Vergleich zu Mahlzeiten aus nicht verarbeiteten Lebensmitteln innert zwei Wochen das Gewicht. Empfehlungen zur Ernährung schenken dem Grad der Verarbeitung der Lebensmittel aber immer noch kaum Beachtung.

Die Einstufung der Lebensmittel gemäss ihres Verarbeitungsgrades stellt einen Paradigmenwechsel dar. Jahrzehnte lang liegt der Fokus bei der gesundheitlichen Beurteilung von Lebensmitteln auf dem Gehalt einzelner, darin enthaltener Nährstoffe. Ob es sich dabei um ein naturbelassenes, nicht verarbeitetes Lebensmittel handelt oder nicht, bleibt bei der Beurteilung oft aussen vor. Es gibt aber auch Ausnahmen.

Fortschrittliche Leitlinien für die Ernährung

Die öffentliche Gesundheit in Brasilien gehört im Bereich der Ernährung nicht zu den Followern. Im Gegenteil: Sobald die Evidenz zu einem Aspekt validiert ist, folgen Umsetzungen und entsprechende Leitlinien für die Bevölkerung. So ist in Brasilien beispielsweise seit dem Jahr 2003 die Kennzeichnung von Transfetten in der Deklaration von Nährwerten obligatorisch 1.  In Europa und in der Schweiz gilt hingegen auch heute noch keine Deklarationspflicht für Transfette 2,3.

Ein weiteres Beispiel für die Aktualität der brasilianischen Ernährungsleitlinien ist der Fokus auf Lebensmittel als Ganzes. Sie weisen schon in ihrer Einleitung auf den nicht zielführenden Aspekt in der Beurteilung der Ernährung hin, der andernorts immer noch als Leitmotiv gilt: Die alleinige Betrachtung einzelner Nährstoffe zur qualitativen Beurteilung von Lebensmitteln.

«Die Wirkung einzelner Nährstoffe erwies sich jedoch zunehmend als unzureichende Erklärung für den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit. Mehrere Studien zeigen beispielsweise, dass der Schutz vor Herzkrankheiten und bestimmten Krebsarten, der durch den Verzehr grosser Mengen an Obst und Gemüse erzielt wird, nicht mit Interventionen auf der Grundlage von Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln wiederholt wird, die in diesen Lebensmitteln vorkommenden Einzelnährstoffe enthalten. Diese Studien deuten darauf hin, dass die positive Wirkung eher auf die Lebensmittel selbst und auf die Kombinationen von Nährstoffen und anderen chemischen Verbindungen, die Teil der Lebensmittelmatrix sind, zurückzuführen sind als auf einzelne Nährstoffe» 4.

Die brasilianischen Leitlinien berücksichtigen aber auch bereits den Grad der technologischen Verarbeitung der Lebensmittel gemäss des Nova-Systems (siehe Die Nova-Klassifizierung der Lebensmittel). Konkret sollen die übermässig verarbeiteten Lebensmittel vermieden und die natürlichen oder nur minimal verarbeiteten Lebensmittel bevorzugt werden. Inwiefern sich auch andere Länder künftig zu diesem Schritt entschliessen, ist noch unklar.

Ein Aussenseiter mischt die Forschung zum Übergewicht auf

Eine viel zitierte Untersuchung mit cleverem Studienaufbau

Die Folgen des freien Zugangs zu übermässig verarbeiteten Lebensmitteln

Fazit

Quellen

Beitragsbild: © [LIGHTFIELD STUDIOS] /Adobe Stock