Immer wieder tauchen Berichte über die Verarmung unserer Böden auf. Als Folge sollen Getreide, Gemüse und Früchte heute derart nährstoffarm sein, dass eine ausreichende Zufuhr mit Mineralstoffen und Vitaminen kaum möglich sei. Sind diese Berichte nur Fake News oder müssen wir wegen schwindender Mengen an Mikronährstoffen in pflanzlichen Lebensmitteln um unsere Gesundheit bangen?
Eine britische Forscherin interessiert sich seit über 20 Jahren für die Unterernährung und den Möglichkeiten zu ihrer Bekämpfung. Sie verfasst bereits im Jahr 1997 einen Artikel in diesem Kontext und löst damit eine Diskussion aus, die heute noch anhält. Ihr Artikel trägt einen unaufgeregten Titel «Historische Veränderungen des Mineralstoffgehalts von Obst und Gemüse» 1. Auch ihre neun Punkte lange Schlussfolgerung ist alles andere als reisserisch und als erstes hinterfragt sie sogar explizite die von ihr dargestellten Daten.
Diese Daten beschreiben einen Vergleich zweier Ausgaben der britischen Nährstofftabelle, die Chemical Composition of Foods, in Fachkreisen nach den Autoren der frühesten Ausgabe schlicht «McCance und Widdowson» genannt. Konkret geht es um den Vergleich der in den 1930er-Jahren generierten Werte über die Zusammensetzung von Gemüse und Früchten mit den entsprechenden Daten aus den 1980er-Jahren.
Der erste Vergleich: 50 Jahre McCance und Widdowson
Das Ergebnis dieses rund 50 Jahre umspannenden Tabellenvergleichs ist: Im Gemüse und in Früchten ist der Gehalt einer ganzen Reihe an Mineralstoffen, unter anderem Kalzium, Magnesium, Eisen oder Kupfer, im jüngeren Datensatz niedriger als im älteren Datensatz. Der Unterschied schwankt dabei von Null bis 80 Prozent geringer im neuen Datensatz. Für den Fall, diese Unterschiede seien echt, nennt die britische Forscherin potenzielle Gründe dafür: Ein geringerer Gehalt an Mineralstoffen des Bodens (also die umgangssprachliche Verarmung des Bodens), eine schlechtere Verfügbarkeit der Mineralstoffe aus dem Boden, der Anbau unterschiedlicher Sorten der gleichen Gemüse und Früchte, andere Veränderungen im Anbau, zum Beispiel der Einsatz anderer Pestizide oder Dünger mit anderen Gehalten an Mineralstoffen, oder ein anderes Essverhalten sowie die Analyse der Gemüse und Früchte nicht nur während, sondern auch ausserhalb der Saison. Die Verarmung des Bodens scheint aber die am einfachsten zu vermittelnde Ursache des – damals nur vermuteten – Unterschieds im Gehalt der Mineralstoffe zu sein. Denn seit Ende der 1990er-Jahren ist die Bodenverarmung mit daraus folgendem Verlust an Nährstoffen in pflanzlichen Lebensmitteln ein Dauerthema in der Presse.
Der aktualisierte Vergleich: 80 Jahre McCance und Widdowson
Weitere Vergleiche von Nährstofftabellen
Fokus Bodenverarmung
Heutige Analyse alter und neuer Weizenkörner
Sind Vergleiche von Nährstofftabellen sinnvoll?
Ist der Rückgang der Gehalte einzelner Nährstoffe von Bedeutung?
Fazit
Quellen
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