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Nationale Behörden übernehmen oft WHO-Empfehlungen. So setzt auch das Schweizer BLV die WHO-Empfehlung für eine Reduktion des Konsums an freiem Zucker auf weniger als 10 Prozent der Energie um. Die Qualität der WHO-Richtline zum freien Zucker ist aber bescheiden und der Konsum an freiem Zucker oft niedriger als geschätzt. Bei der Zuckerreduktion gibt es deswegen viel mehr Rauch als Feuer.

Im Jahr 2015 veröffentlicht die WHO ihre Richtlinie zum Zuckerkonsum. Die entsprechende Pressemitteilung vom 4. März trägt den Titel: «Die WHO ruft die Länder auf, den Zuckerkonsum bei den Erwachsenen und Kindern zu reduzieren». Sie besagt, ein Konsum von mehr als zehn Energieprozente in Form von Zucker sei ungesund – und dieser idealerweise auf weniger wie fünf Prozent zu senken 1. Die in der Pressemitteilung zitierten Worte des Direktors des WHO Departements Nutrition for Health and Development Dr. Francesco Branca sind unmissverständlich:

Es gibt stichhaltige Beweise dafür, dass eine Aufnahme von freiem Zucker von weniger als 10 % der gesamten Energieaufnahme das Risiko von Übergewicht, Fettleibigkeit und Karies verringert. Wenn die Länder ihren Verpflichtungen zur Verringerung der Belastung durch nichtübertragbare Krankheiten nachkommen wollen, müssen sie ihre Politik ändern, um dies zu unterstützen.

Für die WHO zählen zum freiem Zucker die Mono- und Disaccharide, die den Lebensmitteln und Getränken durch den Hersteller, den Koch oder den Verbraucher zugesetzt werden, plus der Zucker, der von Natur aus in Honig, Sirup, Fruchtsäften und deren Konzentraten enthalten ist 2.

Die Schweiz setzt die WHO-Richtlinie um

Das Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV schätzt zum Zeitpunkt des Erscheinens der WHO-Richtlinie den Zuckerkonsum aufgrund von Agrarstatistiken auf 120 Gramm pro Tag. Das BLV erachtet dies als Grund, um im Verlaufe des 2015 Massnahmen zur Senkung des Konsums auf täglich weniger als 50 Gramm zu initiieren (bei einer Zufuhr von 2000 Kalorien entsprechen die 10 Prozente an Energie in der WHO-Richtlinie genau 50 Gramm Zucker) 3.

Bereits am 4. August 2015 unterschreiben diverse Schweizer Firmen und die Schweizer Behörden ein Memorandum of Understanding über die Zuckerreduktion in Joghurts und Frühstückszerealien. In dieser «Erklärung von Mailand» steht konkret, der Konsum an zugesetztem Zucker sei in der Schweiz mit fast 120 Gramm pro Tag mehr als doppelt so hoch wie die WHO-Empfehlung, welche 50 Gramm zugesetzten Zucker/Tag angibt 3. Beide wesentlichen Zahlen des Memorandums sind aber nicht korrekt. Die WHO gibt als Zielvorgabe den freien und nicht zugesetzten Zucker an, und die BLV-Angabe zum 120 Gramm Pro-Kopf-Konsum ist in der Tat der Pro-Kopf-Verbrauch.

Verbrauch oder Konsum?

Der Zuckerkonsum gemäss menuCH

Ist Zucker per se ein Problem?

Fragliche Basis der WHO-Richtline

Die jüngste Kritik aus dem American Journal of Clinical Nutrition

Fazit

Quellen

Beitragsbild: © [rzejnik1981] /Adobe Stock