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Die Hebelwirkung des Proteins steuert das Essverhalten und beeinflusst die Einnahme der Energie. Enthält unsere Nahrung nur wenig Protein, kann dies zu einem Überessen an Kohlenhydraten plus Fetten führen und das Entstehen von Übergewicht begünstigen. Die Hebelwirkung des Proteins wird schon vor über 30 Jahren entdeckt, ist aber immer noch kaum bekannt. Wie kann das sein?

Die Wege eines Australiers und eines Südafrikaners kreuzen sich Ende der 1980er-Jahre im britischen Oxford. Es ist der Beginn einer lebenslangen Zusammenarbeit, wie sie in der Wissenschaft des Öfteren vorkommt. Ihre Forschung ist aber aussergewöhnlich und hat das Potenzial für einen Nobelpreis. Denn die beiden Biologen David Raubenheimer und Stephen Simpson widmen sich seit ihrem ersten Treffen nicht nur der elementaren Fragestellung, weshalb Tiere das fressen, was sie fressen. Sie haben auch eine Antwort dazu entdeckt.

Ein multidimensionales Modell zum Essverhalten entsteht

Die Forschung zur Steuerung des Essverhaltens beginnt schon in den 1970er-Jahren. Sie fokussiert aber lange auf die Wirkung einzelner Nährstoffe. Die möglichen Wechselwirkungen zwischen den Nährstoffen und die daraus resultierenden Folgen für das Lebewesen bleiben aussen vor. Raubenheimer und Simpson erkennen darin ein fundamentales Problem der Forschung zum Essverhalten und sind die ersten, die sich in diesem Zusammenhang umfassend den Wechselwirkungen zwischen den Nährstoffen widmen. Sie setzen sich sogar das nicht gerade bescheidene Ziel, die Komplexität der Ernährung zu entwirren 1.

Zu Beginn ihrer Forschung befassen sich Raubenheimer und Simpson aber noch nicht mit dem Menschen. Im Rahmen seiner Doktorarbeit, die Raubenheimer 1991 in Oxford abschliesst, dreht sich noch alles um Insekten 2. Mit seinem nur drei Jahre älteren Mentor Simpson und insbesondere basierend auf ihren Studien mit der Wanderheuschrecke, der Locusta migratoria L., entwickelt Raubenheimer ein erstes, multidimensionales Modell zum Essverhalten 3. Bereits zu dieser Zeit fokussieren Raubenheimer und Simpson auf die Wechselwirkung mit einem besonderen Nährstoff: dem Protein.

Zusammen mit den Erkenntnissen aus weiteren Untersuchungen an Insekten, später auch an Ratten, Fischen, Spinnen, Hühnern, Affen und vielen anderen Tierarten, verfeinern die beiden Forscher ihr multidimensionales Modell zum Essverhalten. Raubenheimer und Simpson zeigen damit, wie sich die variierende Menge eines Nährstoffs im Futter auf die Einnahme eines anderen Nährstoffs und dadurch der gesamten Energie auswirkt. Sie nennen ihr Modell ursprünglich die «Geometrie des kompensatorischen Fütterns», später dann das «geometrische Framework» 4,5.

Das geometrische Framework des Essverhaltens

Die Folgen nicht ausgewogener Futtermittel

Steuerungs- und Anpassungsmechanismen im geometrischen Framework

Die Erweiterung des geometrischen Frameworks auf den Menschen

Die Pilotstudie

Vom geometrischen Framework über die Power des Proteins zur Hebelwirkung

Protein leverage bis heute nicht widerlegt

Die Hypothese zur Hebelwirkung der Proteine in einem grösseren Gesamtkontext

Weshalb die Protein leverage Hypothese trotz allem kaum bekannter werden wird

Fazit

Quellen

Beitragsbild: © Notabene Nutrition