Lesezeit 3 bis 4 Minuten

Name und berufliche Position

Richard Brun, Senior Medical Advisor bei Burgerstein Vitamine.

Wir beraten in der wissenschaftlichen Abteilung diverse Fach- und Endkunden zu Mikronährstoffen, bieten Schulungen an und entwickeln die Burgerstein-Nahrungssupplemente. Davor war ich als Arzt und Molekularbiologe viele Jahre bei verschiedenen Pharmaunternehmen tätig.

Ich bin…

einer, der sich nicht allzu wichtig nimmt und Ironie liebt. Ein Familienvater, der seine Tochter toll findet (weil sie noch nicht in der Pubertät ist) und frühmorgens und nachts bei jedem Wetter mit dem Hund im Wald spazieren geht. Ein Mediziner, der gerne Gerstensaft trinkt, der auch vor anderen Lastern nicht ganz gefeit ist und gerne feiert. Aber auch ein Mensch, der Daten und Fakten liebt und aufmerksam das Weltgeschehen verfolgt.

Weltweit existieren die verschiedensten Empfehlungen bezüglich gesunder Ernährung. Welche dieser Empfehlungen setzen Sie im Alltag um (z. B. fünf Portionen Gemüse und Früchte, wenig Zucker)?

Meine Mutter stammt aus Ostfriesland – dort hat man immer viele Eier gegessen, auch als das zugeführte Cholesterin, wie jegliches Fett, noch als böse galt. Ich habe vielleicht vom enthaltenen Cholin profitiert?

Im Studium haben wir noch gelernt, dass Kaffee böse sei – unterdessen gilt er als herz-schützend. Die aktuelle Empfehlung von mindestens 200 mg Koffein pro Tag schaffte ich schon immer locker.

Ich höre somit nicht allzu sehr auf Ernährungsempfehlungen, ich warte eher darauf, dass die Salzrestriktion für die grosse Mehrheit der Nicht-Salzsensitiven auch noch fällt und bin gespannt, welche Auswirkungen der aktuelle vegan-Trend haben wird. Darf ein feines Stück Fleisch eigentlich noch gesund sein?

Zuhause ist uns das Frühstück wichtig (meist Vollkornbrot, Käse, Konfi) und wir essen sicher nicht jeden Tag Fleisch – die 5 empfohlenen Gemüse-Früchte-Einheiten schaffe ich aber normalerweise nur, wenn im Migros-Restaurant allwöchentlicher Salatbuffet-Tag ist.

Achten Sie bei der Auswahl von Lebensmitteln auf ihren Verarbeitungsgrad (z.B. low, non-processed food)?

Auch Brot und Schokolade sind ja schon hochverarbeitete Lebensmittel. Die esse ich trotzdem gern. Ich mag sonst eher simples Essen, also Lebensmittel im «Originalzustand» wie Reis, Kartoffeln, Gemüse, Eier, rotes Fleisch – wenige Zutaten, wenige Inhaltsstoffe. Zudem versuche ich, das zu kaufen, was nicht um den halben Erdball geflogen wurde. Aber ich esse auch gelegentlich «böse Fertigmenus», hier bin ich sicher kein Vorbild.

Gemäss nationaler Verzehrsstudie erreichen sehr viele Erwachsene in der Schweiz bei einem Vitamin oder Mineralstoff die empfohlene Zufuhr nicht. Ergänzen Sie Ihre Ernährung mit Supplementen (z. B. Vitamin D, Eisen, Multivitaminpräparat oder anderes)?

Seit ich mich beruflich so intensiv mit Mikronährstoffen auseinandersetze, nehme ich nicht nur regelmässig Fischöl, sondern auch Vitamin D3 und halb-regelmässig ein Multivitamin. Und natürlich habe ich mich auch schon durch das ganze Burgerstein-Sortiment gegessen.

Ich nehme sicher mehr als das 1,5-fache einer Neugeborenendosis Vitamin D zu mir – und ich achte auch eher auf echte Studiendaten zu Mikronährstoffen als auf Expertenempfehlungen zu Nahrungsmitteln, die sich oft ja widersprechen (Omega-3: Fisch ist gesund, aber Schwermetall-belastet? Selenmangel in der Schweiz – 2 Paranüsse, aber die sind radioaktiv?).

Ich finde die repetitive Aussage «mit gesunder Ernährung kann man das schaffen» ermüdend. Damit ist das Problem ja nur im Konjunktiv gelöst… Natürlich wäre es toll, wenn wir alle 4 Stunden kochen und 3 Stunden essen könnten. Aber da wir in der Schweiz ja den Anspruch haben, trotz dichtem Tagesprogramm auch mit 95 Jahren noch topfit sein zu wollen, geht es wohl nicht immer ohne Supplemente.

Wobei ich auch glaube, dass wir im verwöhnten Westeuropa mit all der orthorektischen Food-Bloggerei gelegentlich unterschätzen, wie zäh der Mensch eigentlich ist – sonst wäre er längst ausgestorben.

Neben Ernährung werden auch Schlaf, Bewegung, ausreichende Erholung, soziale Vernetzung und anderes als gesundheitsfördernde Lebensstilfaktoren diskutiert. Was davon gelingt Ihnen besonders gut?

Am ehesten gelingt mir die soziale Vernetzung, sei es Familie oder Freunde. Ich finde, das Leben (und auch das Essen) sollte primär Freude machen, dann kann man später auch glücklich zurückschauen. Beim Lachen erhole ich mich am besten. Carpe diem.

Wenn Sie über Ihre Zeit frei verfügen könnten, was würden Sie tun?

Wenn ich frei von finanziellen und sozialen Verpflichtungen wäre, so würde ich gern quer durch Asien fahren mit dem Motorrad. Heutzutage könnte ich ja ein solarbetriebenes Elektro-Motocross-Motorrad dazu verwenden. Mit einer Reichweite von ca. 100 km täglich wäre ich dann schön lange unterwegs.

Beitragsbild: © Marc Weiler Photography & Film