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Name und berufliche Position
Dr. sc. techn. ETH Daniel Erdin, Leiter Agristat, Schweizer Bauernverband.
Ich bin…
Agronom und erstelle mit meinem Team unter anderem die Nahrungsmittelbilanz der Schweiz, womit Ernährung auch beruflich ein Thema ist.
Weltweit existieren die verschiedensten Empfehlungen bezüglich gesunder Ernährung. Welche dieser Empfehlungen setzen Sie im Alltag um (z. B. fünf Portionen Gemüse und Früchte, wenig Zucker)?
Mein Hauptgrundsatz in der Ernährung heisst: «Selber kochen». Wir haben einen Beeren-Obst-Gemüsegarten und ergänzen möglichst mit regionalen Produkten: Die Eier werden bei uns in den Briefkasten geliefert, Rindfleisch beziehen wir von einem Mutterkuhbetrieb im Dorf, ein Teil der Nahrungsmittel kommt in möglichst wenig verarbeiteter Form aus dem Detailhandel. Aber ich bin kein Dogmatiker. Wichtig ist die Freude am Essen, ab und zu kann man auch ein Auge zudrücken. Da die Ernährungsempfehlungen so variabel sind (keine Eier, wenig Eier, kein Eigelb, doch ganze Eier, Eier sind unbedenklich) und wissenschaftlich kaum genügend abgestützt werden können, beschäftigen mich diese wenig.
Achten Sie bei der Auswahl von Lebensmitteln auf ihren Verarbeitungsgrad (z.B. low, non-processed food)?
Bei uns kochen alle Familienmitglieder gerne. Hoch verarbeitete Produkte sind bei uns deshalb selten zu finden. Bevor ich ein Produkt kaufe, muss ich immer die ganze Zutatenliste lesen. Das ist schon eine Art Manie, fördert aber Produkte mit einer kurzen Zutatenliste.
Gemäss nationaler Verzehrsstudie erreichen sehr viele Erwachsene in der Schweiz bei einem Vitamin oder Mineralstoff die empfohlene Zufuhr nicht. Ergänzen Sie Ihre Ernährung mit Supplementen (z. B. Vitamin D, Eisen, Multivitaminpräparat oder anderes)?
Etwas Magnesium ist ab und zu ein Thema. Zudem haben wir immer ein Döschen Vitamin C zu Hause, da eine Messerspitze davon für eine schöne Farbe bei der selbst gemachten Konfitüre oder im Fruchtsalat sorgt. Eisen ist bei den weiblichen Familienmitgliedern ein Thema. Jod wird zum Glück schon via Kochsalz supplementiert, das man regelmässig verwendet, wenn man selbst kocht. Bei Multivitaminpräparaten bin ich skeptisch. Wenn bei einem Auto der Tank voll ist, füllt man auch nicht weiter Benzin ein. Mehr ist nicht immer besser.
Neben Ernährung werden auch Schlaf, Bewegung, ausreichende Erholung, soziale Vernetzung und anderes als gesundheitsfördernde Lebensstilfaktoren diskutiert. Was davon gelingt Ihnen besonders gut?
Ich schlafe sicher genug, unter anderem aufgrund der etwas speziellen Arbeitszeiten meiner Frau, an die ich mich ohne echten Widerstand angepasst habe. Da ich als Bürolist bezüglich Bewegungsmangel zu einer Risikogruppe gehöre, fahre ich mit dem E-Bike zur Arbeit und setze mich ein bis zweimal pro Woche ins Kajak. Der Garten und der restliche Umschwung unseres Hauses halten mich zusätzlich auf Trab. Ich denke, neben einer vernünftigen Ernährung ist genug Bewegung die wichtigste Massnahme, um gesund zu bleiben. Wenn man sich irgendwo engagiert, hat man auch ein Beziehungsnetz und soziale Kontakte. Früher war ich in der Gemeinde (Männerriege, Finanzkommission) ziemlich aktiv, aktuell mehr im Kanuclub (Kassier).
Wenn Sie über Ihre Zeit frei verfügen könnten, was würden Sie tun?
Es dauert nicht mehr allzu lange, bis ich viel Zeit zur Verfügung haben werde. Meine Frau und ich haben einige Ideen für Ausflüge in der Schweiz und in Europa. Ich werde dann noch mehr Kajak fahren, mehr Zeit in den Garten stecken und wieder mehr Musik machen. Ich wandere auch sehr gerne. Der letzte Ausflug hat mich zusammen mit einem meiner beiden Söhne auf die Lägern geführt. Für meine Kinder habe ich früher einiges aus Holz gebastelt. Die zukünftigen Grosskinder werden sicher Spielsachen benötigen.
Beitragsbild: © Daniel Erdin