Von Dr. sc. nat. ETH Paolo Colombani, Dipl. Ing. ETH Christof Mannhart | Lesezeit 2 bis 3 Minuten
Ein hoher Body Mass Index (BMI) gilt seit Jahrzehnten als Kriterium für ein hohes Krankheitsrisiko. Eignet sich aber der BMI zur Schätzung eines solchen Risikos überhaupt – oder ist dies einer von vielen Irrtümern im Gesundheitsbereich? Eine aktuelle Meta-Analyse zur Bedeutung der Fitness in Abhängigkeit des BMI liefert die Antwort: Die Aussagekraft des BMI ist schlecht.
Die über den Body Mass Index (BMI) ermittelte Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas steigt weltweit seit Jahrzehnten an. Gleichzeitig hält sich in weiten Kreisen die Wahrnehmung, ein hoher BMI sei per se ein Risikofaktor für diverse Erkrankungen. Diese Wahrnehmung geht vermutlich auf Ancel Keys zurück, der in erster Linie aufgrund seiner bis heute nicht bestätigten Diet-Heart-Hypothesis bekannt wurde (siehe «Gesättigte Fettsäuren: Ein Risikofaktor?»).
Keys nutzte in einem Artikel aus dem Jahr 1972 erstmals den Begriff «Body Mass Index» als Mass zur einfachen Ermittlung des Fettgehalts eines Menschen 1. Seither tauchen immer wieder Berichte über ein erhöhtes Krankheitsrisiko bei höherem BMI oder anderen Indizes zur Erfassung des Körperfetts auf. Einflussreich war zum Beispiel eine Auswertung der Framingham Heart Study aus dem Jahr 1983. Nach 26 Jahren Beobachtungszeit traten bei einem höheren Adipositas-Index erheblich mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf 2. Damals galten aber Inaktivität oder eine reduzierte Herz-Kreislauf-Fitness noch nicht als etablierte Risikofaktoren und blieben deshalb bei der Auswertung unberücksichtigt. Ob die häufigeren Erkrankungen auf die erhöhten Anteile an Körperfett selbst oder aber auf eine allfällig fehlende Fitness respektive körperliche Aktivität bei Personen mit erhöhtem BMI zurückzuführen war, wurde zu diesem Zeitpunkt also gar nicht betrachtet. Genau dies scheint aber von elementarer Bedeutung.
Fehlende Fitness versus zu viel Körperfett
Meta-Analyse zur Interaktion von Fitness und Körperfett
Fazit
Quellen
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